Können Hunde vegan ernährt werden?

Bei vielen Hunden gelingt eine pflanzenbasierte Ernährung. Dabei muss darauf geachtet werden, dass das Tier alle nötigen Nährstoffe erhält. Veganes Komplettfutter ist eine gute Lösung.

Der Hund stammt vom Wolf ab, der ausschliesslich Fleisch frisst. Doch heisst das, dass auch Hunde nur Fleisch brauchen? Das wäre für dessen Gesundheit gar nicht förderlich.

Hunde können vegan leben

Hunde haben noch dieselben Reisszähne und denselben Verdauungstrakt wie Wölfe. Die pflanzliche Ernährung hat jedoch einen höheren Anteil an Kohlenhydraten und einen tieferen Anteil an Protein. Ist das für Hunde geeignet?

Eine Studie hat untersucht, wie sich das Erbgut der Hunde seit der Domestizierung durch den Menschen verändert hat. Das Resultat: Zwei Gene unterscheiden sich vom Wolf, dasjenige für das Verhalten und dasjenige, das für die Stärkeverdauung zuständig ist. Hunde haben sich also so entwickelt, dass sie Kohlenhydrate aus Pflanzen ähnlich gut verdauen können wie wir Menschen. 

Ein weiterer wichtiger Unterschied zur karnivoren Ernährung ist Cellulose. Diese Fasern finden sich in Pflanzen, jedoch nicht in Tierprodukten. Für dessen Abbau wäre das Enzym Cellulase zuständig, das aber weder Tiere noch Menschen produzieren. Cellulose wird deshalb nach der Verdauung ausgeschieden und ist ein wichtiger pflanzlicher Ballaststoff in der menschlichen Nahrung. Auch bei Hunden wird es teils eingesetzt, um das Tier abnehmen zu lassen oder Diabetes zu bekämpfen. Da Cellulose keine Nährstoffe enthält, sollte es aber nicht übermässig gegeben werden. Getreide, Gemüse und Früchte enthalten nicht genug Cellulose, um Probleme bei Hunden zu verursachen.

Soll man den Hund vegetarisch oder vegan füttern?

Eine vegetarische Ernährung ist nicht nötig, der Hund profitiert mehr von einer veganen Ernährung. Der grösste Unterschied zwischen der vegetarischen und der veganen Ernährung sind Eier und Milchprodukte.

Spricht man von Milch, ist Kuhmilch gemeint, welche die Kuh für ihr Kalb produziert hat. Diese Milch ist perfekt auf das Kalb und dessen Bedürfnisse (z.B. schnelles Wachstum) abgestimmt. Der Hund bekommt als Welpe Milch von seiner Mutter, solange er diese braucht. Tatsächlich gibt es Ergänzungsfutter für Hunde, das zum Teil Milchprodukte enthält, was wohl als Konsequenz der Übertragung von menschlichen Produktion auf Tiere angesehen werden kann.

Bei Eiern ist es dasselbe: Die Flüssigkeit in der Eierschale, also das Eigelb und das Eiweiss, stellt die Nährstofflösung für das Küken dar. Diese ist optimal auf das junge Huhn – und nicht den ausgewachsenen Hund – abgestimmt. Demnach stellt sich nicht die Frage, ob man den Hund vegan, vegetarisch oder omnivor ernähren soll, sondern es besteht die Entscheidung zwischen einer omnivoren und einer veganen Ernährung.

Was sind die Vorteile der veganen Hundeernährung?

Es macht wenig Sinn, für den eigenen Hund nur das Beste zu wollen und gleichzeitig sogenannte Nutztiere für dessen Futter zu opfern. Veganer*innen sind der Meinung, dass alle Tiere das Recht auf Leben haben – also nicht nur der Hund, sondern auch Hühner, Kühe und Schweine.

Auch ökologisch betrachtet gewinnt die vegane Ernährung. Eine Studie des World Watch Institutes aus dem Jahr 2009 kam zum Schluss, dass Tierprodukte für 51% der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind. Unsere tägliche Wahl der Lebensmittel hat also einen immensen Einfluss auf den Klimawandel.

Nicht zuletzt profitiert auch der Hund selbst von einer gut geplanten veganen Ernährung, auch wenn er sportliche Höchstleistungen erbringt (z.B. in einem Huskyrennen, wie dieses Experiment herausfand).
Die vegane Ernährung wird in diversen Studien mit Vorteilen in Verbindung gebracht: Verbesserte Fellpflege, Gewichtskontrolle, bessere allgemeine Gesundheit und Vitalität, Rückbildung von Arthritis, Rückbildung von Diabetes, Auflösung von grauem Star und geringerem Auftreten von Krebs, Infektionen, Hypothyreose und Ektoparasiten (Flöhe, Zecken, Läuse und Milben). 

Was ist mit BARF?

Barf ist eine Ernährungsmethode, die vor einigen Jahrzehnten speziell für Haushunde entwickelt wurde. Der Begriff steht für «Bones and raw foods» und wird im Deutschen mit «biologisch-artgerechte Roh-Fütterung» übersetzt. Dabei gibt man dem Hund rohes Fleisch, Innereien, Knochen und Fisch. Das Futter wird mit rohem Gemüse und Früchten und nach Bedarf mit Getreide und Zusätzen ergänzt.

Tierärztliche Fachorganisationen raten von BARF ab, da die Rohfütterung sowohl für den Hund als auch für die Halter*innen mikrobiologische Risiken birgt. Ausserdem gibt es keine ernährungsphysiologische Studien, die einen Vorteil gegenüber Komplettfutter nachweisen. Es ist schlicht nicht nötig, den eigenen Hund mit Fleisch zu füttern – und eine vegane Ernährung ist zusätzlich sicherer.

Ich möchte meinen Hund vegan ernähren, wie soll ich vorgehen?

Für alle Hundehalter*innen ist es essentiell, die vegane Ernährung des Hundes mit einer Tierärztin zu besprechen. Kompetente Veterinärmediziner*innen können vielleicht sogar gleich Rezepte mitgeben, die für eine ausgewogene Ernährung des Hundes sorgen.  

Eventuell dauert die Suche nach einem geeigneten Tierarzt etwas länger, da viele sich mit einer veganen Ernährung nicht auskennen, aktuelle Studien nicht kennen oder kein Risiko eingehen möchten und daher bei der konventionellen Empfehlung bleiben. Es lohnt sich jedoch, eine Tierärztin zu finden, die über Erfahrung mit veganer Hundeernährung verfügt. Zusammen können dann die die Bedürfnisse der Hundes besprochen werden, um in einem nächsten Schritt einen passenden Ernährungsplan zu entwickeln.

Was soll man einem veganen Hund füttern? 

Der Grossteil aller Hundehalter*innen füttert dem Hund Alleinfutter. Das ist Futter, das die Bedürfnisse des Tieres zu 100% abdeckt. Alleinfutter ist also eine gute Lösung für alle, die wenig Zeit und Möglichkeiten haben, zuhause Rezepte zu entwickeln und veganes Futter selbst zuzubereiten. 

Gut möglich, dass sich der Hund zu Beginn weigert und kein Interesse am Futter zeigt. Es gibt mittlerweile viele Hersteller, die auf den Zug aufgesprungen sind und auch Futter ohne Tierprodukte vertreiben. Am besten, man probiert aus, was dem Hund schmeckt.

Findet man kein Komplettfutter, das dem Hund beliebt, so kann man das Futter auch selbst herstellen. Es gibt diverse Onlineshops, die pflanzenbasierte Hundefuttergrundlagen, Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel verkaufen. Diese erleichtern es, simple und ausgewogene Rezepte zu kreieren.

Aber auch Lebensmittel, die man bereits zuhause hat, können dem Hund gefüttert werden. Ein Mix aus Hülsenfrüchten, Getreide und Gemüse stellt ein ausgewogenes Essen dar – , also zum Beispiel Linsen mit Haferflocken und Karotten. Dabei gilt es aber, dem Hund passende Supplemente zu verabreichen.

Was können problematische Punkte sein, wenn man den Hund vegan ernähren möchte?

Lässt man einfach das Fleisch weg und füttert ansonsten weiter wie bisher, so besteht das Risiko für einen Mangel an folgenden Nährstoffen: Arginin, Lysin, Methionin, Tryptophan, Taurin, Eisen, Kalzium, Zink, Vitamin A und einigen B-Vitaminen. Deshalb ist es wichtig, die Ernährung mit einem Tierarzt anzuschauen und den Hund regelmässig durchchecken zu lassen.

Die Tierärztin kann subtile Veränderungen im Gewicht, im Fell sowie im allgemeinen Gesundheitszustand feststellen, die einen Hinweis darauf geben können, wie gut es dem Hund mit der veganen Ernährung geht. Es empfiehlt sich, den Tierarzt jährlich und zu Beginn alle paar Monate zu besuchen, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist. So können Veränderungen festgestellt und allfällige negative Auswirkungen behandelt werden, bevor sich daraus ernste Konsequenzen entwickeln.

Wo finde ich Inspiration für eine vegane Hundeernährung?

Es lohnt sich, wenn man sich laufend weiterbildet und den Austausch mit Gleichgesinnten sucht. Noch machen vegane Hunde die Minderheit aus, weshalb es vielleicht schwierig ist, Personen im Umfeld zu finden. Dafür gibt es online verschiedene Orte, an denen man sich wunderbar über alle Themen rund um den veganen Hund austauschen kann: Beispielsweise in einem Onlineforum, in dem es um Veganismus geht, ein Onlineforum, das sich mit Hunden beschäftigt, oder Facebookgruppen wie «Vegan Dog Nutrition», in der sich Tausende von Leuten befinden.

Dort kann man ungezwungen Rezepte austauschen, über Erfahrungen, Rassen und verschiedene vegane Futter(-zusätze) sprechen. Das bestärkt den eigenen Willen und man merkt, dass man nicht alleine ist mit dem Wunsch, sein vierbeiniges Familienmitglied vegan zu ernähren.

Weitere Fragen, die sich stellen könnten:

Wie gehe ich mit Bemerkungen um von Leuten, welche die vegane Ernährung von Hunden ablehnen?

Es ist wichtig, dass man hier rational statt emotional argumentiert, denn schliesslich hat man sich als Halter*in bestens informiert, bevor man begonnen hat, den Hund vegan zu ernähren. Man sollte also bereits gute Argumente im Hinterkopf haben, die man nun sachlich vorbringen kann. Zusätzlich sollte man auf jeden Fall darauf hinweisen, dass die Ernährungsweise mit dem Tierarzt abgesprochen wurde und der Hund alle nötigen Nährstoffe enthält. Nichts ist ein besserer Beweis als ein gesunder, vitaler Hund an der Seite.

Sind Hunde Karnivoren?

Wölfe sind Karnivoren, doch die verwandten Hunde haben sich weiterentwickelt. Im Vergleich zu echten Fleischfressern produzieren Hunde heutzutage mehr Enzyme für die Stärkeverdauung, sie haben einen geringeren Bedarf an Protein und können Vitamin A und D aus pflanzlichen Quellen leicht verwerten, genau wie Menschen. Diese Faktoren machen sie eher zu Allesfressern als zu Fleischfressern.